Frühlingsexkursion zu Grabhügeln im Seetal
Am sommerlich warmen Sonntag des 10. Juni trafen sich ein Dutzend Mitglieder der Steinzeitwerkstatt zu ihrer traditionellen Frühlingsexkursion. Wie üblich ist sie einem archäologischen Thema in
der Region gewidmet. 2018 waren es Grabhügel zwischen Seengen AG und Kleinwangen LU im mittleren Seetal. Sie sind so zahlreich, dass diesmal die Exkursion bereits am Vormittag begann.
Gewisse aufgesuchte Geländedenkmäler sind bereits vor Jahrzehnten ausgegraben worden wie jener Grabhügel auf dem Sonnenberg von Reinach oder der Nunneli im Flurenwald von Fahrwangen. Bei
letzterem konnte man immer noch den um 1860 im zentralen Bereich des Monumentes angelegten, den Grabhügel vielmehr zerstörenden Grabungstricher klar erkennen. Betrüblich für moderne Archäologen,
aber jede Wissenschaft startete einmal bei Null. Grobe Fehler sind daher unvermeidlich. Andere Grabhügel harren noch der gesicherten archäologischen Bestätigung als Grabdenkmal, d.h. sind noch
unerforscht. So auch unser erstbesuchter im Tannhölzli oberhalb Birrwil oder jener sich wunderschön im flachen Gelände abzeichnende von Kleinwangen-Seefeld. Hier genossen wir am Seeufer ein
lauschiges Mittagspicknick, präsidiales Mittagsnickerchen eingeschlossen. Danach führte ein kleiner Abstecher in die Jungsteinzeit. Das Nordende des Baldeggersees wird von zahlreichen
jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Seeufersiedlungen umschlossen. Jene von Hitzkirch-Seematt wurde 1938 vom Begründer der Steinzeitwerkstatt Reinhold Bosch ausgegraben und 2011 mit dem
UNESCO-Weltkulturlabel geadelt. Eine Infotafel erläutert den momentanen Sachverhalt.
"Nur was man kennt, kann man schützen". Dieses Bonmot trifft auch auf die Grabhügel im Tannenwald oberhalb Seengen/Villmergen zu. Aus Unkenntnis wurde der eine der dort sich befindenden Erdhügel
durch den maschinellen Abtransport von Holzstämmen bis auf den Steinkern verschliffen. In unmittelbarer Nähe entdeckten Heidi und Toni eine Steinplatte, die zwei künstlich eingravierte
Markierungen aufweist. Es dürfte sich um einen sogenannten "Lachstein" handeln, wie Max kompetent erklären konnte. Diese zeigten in vergangenen Zeiten Grenzmarkierungen an; tatsächlich befanden
wir uns im Bereich der Grenze Seengen-Villmergen.
Moderne Forstwirtschaft hat auch ihr Gutes. Nicht jeder abgestorbene Baum wird heute geschlagen und abtransportiert. So konnten wir an zwei Buchenstämmen eine grössere Zahl von Buchenporlingen
(fomes fomentarius) entdecken. Dies ist der Zunderschwamm, aus dessen Trama früher, so auch in der Jungsteinzeit, eine Anzündhilfe hergestellt wurde. Max holte sich gleich einen frischen vom Baum
und zeigte wie man das Trama vom übrigen Buchenzunder abtrennt.
Langsam machte sich ob dem vielen Neuen der Hunger bemerkbar. Im Flurenwald schlossen wir unsere Exkursion ab. Pitsch schlich in weiser Voraussicht bei der letzten Station vorzeitig vondannen und
sorgte für schöne Glut und schmackhaft grillierte Bratwürste und Cervelats. Mit einem feinen Glas Wein liessen wir den Tag ausklingen. Es war heiss und einige zog es noch in den kühlenden
See.
Othmar Wey